Das Grabmal aus dem 16. Jahrhundert in Gernrode für den Stiftsgründer Markgraf Gero (gestorben 965)
Die heute zentral in der Sankt Cyriakuskirche Gernrode stehende beeindruckende steinerne Tumba für den Markgrafen Gero (um 900–965) wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts erschaffen. Auftraggeberinnen waren die Äbtissin Elisabeth von Weida und die Pröpstin Ursula von Kittlitz, die sich gegen vereinnahmende Ambitionen des Hauses Anhalt zur Wehr setzen mussten. Markgraf Gero hatte das Kanonissenstift Gernrode im 10. Jahrhundert zum dauerhaften Andenken an seine Familie gestiftet. Gero war ab 937 als Vertreter König Ottos I. im Herzogtum Sachsen – ab 941 mit dem Titel ›Markgraf‹ – mit der Einziehung von Tributen slawischer Gruppen östlich der Elbe, vor allem aus dem Gebiet der späteren Mark Brandenburg beauftragt. Statt eines räumlich definierten Amtsbereiches, wie ihn die ältere Forschung vermutete, zeigen die Quellen dabei aber nur einzelne Militäraktionen zur Einziehung von Tributen. Mit den Reliquien, die er von zwei Pilgerreisen nach Rom (949, 961) mitbrachte, begründete Gero das Andenken an seine Familie besonders in dem von ihm gestifteten Kanonissenkonvent Gernrode, in dem er 965 auch beigesetzt wurde. Bereits im 12. Jahrhundert tauchen auf Gero gefälschte Urkunden mitsamt falschen Siegeln auf, die zeigen, dass er als Stifterpersönlichkeit für spätere Interessen herhalten musste. Das falsche Siegelbild wurde Anfang des 16. Jahrhunderts als Vorlage für ein bis heute erhaltenes Stifterbildnis verwendet und beeinflusste auch die Gestaltung des Personenreliefs der steinernen Grabplatte.