31 I HiKoPod I Die mittelmärkischen Kirchenvisitationsakten – Mit Christiane Schuchard
Nachdem Martin Luther 1517 seine Thesen kundgetan und die Reformation eingeleitet hatte, vergingen in der Mark Brandenburg noch mehr als 20 Jahre, bevor mit dem Tod Kurfürst Joachims I. (1535) seine Söhne Joachim II. und Johann von Küstrin 1539 zum lutherischen Glauben übertraten. Mit dem Druck der ersten evangelischen Kirchenordnung auf märkischem Boden 1540 wurde der Grundstein gelegt für umfassende Kirchenvisitationen im 16. Jahrhundert, die in der Mark Brandenburg in mehreren Wellen durchgeführt wurden und die Neuordnung des Kirchenwesens vor Ort zum Ziel hatten. Hauptschwerpunkte der Visitationen bildeten die Inventarisierung des Kirchenvermögens sowie dessen rechtliche und administrative Übernahme in weltliche Hand unter kurfürstlicher Oberaufsicht. Auch das kirchliche Leben sollte unter evangelischen Vorzeichen neu geordnet werden. Die dabei entstandenen Kirchenvisitationsakten geben Auskunft über die lokalen Verhältnisse, tragen seriellen Charakter und stellen bedeutende Quellen für die brandenburgische Kirchengeschichte der Frühen Neuzeit dar.
Dank der vollständig abgeschlossenen Edition der Kirchenvisitationsakten zur Mittelmark durch Christiane Schuchard verfügt die brandenburgische Landesgeschichte nun über einen komfortablen Zugang zu diesen Akten. Die Editorin gibt Einblicke in die Editionsarbeiten, die Quelleninhalte sowie die kirchenpolitischen Hintergründe der Reformationszeit. Hören Sie rein — https://hikopod.podigee.io/31-kirchenvisitationsakten.
30 I HiKoPod I Tatort Berlin. Der Mord am Propst Nikolaus von Bernau 1324 – Mit Doris Bulach
Am 16. August 1324 wurde der Propst Nikolaus von Bernau von einer aufgebrachten Menge in Berlin auf dem Neuen Markt erschlagen und sein Leichnam an Ort und Stelle verbrannt. Nicht nur diese Grausamkeit und die Tatsache, dass es sich um die Ermordung eines Geistlichen handelte, begründen den besonderen Stellenwert in der Geschichte Berlins. Auch die schwerwiegenden Folgen für die mittelalterliche Stadtbevölkerung und die juristische Aufarbeitung, die sich bis zu den höchsten Ebenen erstreckte, haben das stadthistorische Interesse an diesem Verbrechen immer wieder wachgehalten.
Im Gespräch mit Jannes Bergmann geht Doris Bulach den Spuren des Mordes in den mittelalterlichen Quellen nach und sie versucht, die damaligen Geschehnisse zu rekonstruieren. Dabei zeigt sich, wie sehr dieses Berliner Lokalereignis mit den großen politischen Entwicklungen in der Mark Brandenburg und im Reich sowie dem Konflikt zwischen Kaiser und Papst verwoben war. Hören Sie rein — https://hikopod.podigee.io/30-propstmord-1324
29 I HiKoPod I 850 Jahre Jüterbog. Privilegierung mit dem Magdeburger Recht 1174 ‒ Mit Heiner Lück
Die Stadt Jüterbog feiert in diesem Jahr ihr 850-jähriges Jubiläum. Ursprung dieses Ereignisses ist die Privilegierung des Ortes 1174 mit dem Magdeburger Recht durch Erzbischof Wichmann von Magdeburg, der als einer der bedeutendsten und erfolgreichsten geistlichen Würdenträger des 12. Jahrhunderts gilt.
Aus diesem Anlass sprechen wir mit dem Rechtshistoriker Heiner Lück über die rechtshistorischen Hintergründe dieser Privilegierung und ordnen den Vorgang in den sogenannten hochmittelalterlichen Landesausbau zwischen Elbe und Oder in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts ein. Wir fächern die Inhalte der Urkunde mit ihren Jüterboger stadtgeschichtlichen Spezifika ebenso auf wie wir den weiten Bogen in die Ukraine schlagen. Denn auch ukrainische Orte erhielten zu ihrer weiteren Förderung in der Vergangenheit das Magdeburger Recht, eines der bedeutendsten mittelalterlichen Stadtrechte – nicht nur in Mitteldeutschland, sondern auch im östlichen Europa. Hören Sie rein — https://hikopod.podigee.io/29-850-jahre-jueterbog
29. Oktober 2024 | 16 Uhr – Verleihung des HiKo_21 – Nachwuchspreises 2024
Der diesjährige Nachwuchspreis geht an Hannah Siegrist von der Uppsala University.
Hannah Siegrist verfasst gegenwärtig an der Uppsala University ihre Dissertation zum Thema ‚Space Wars in Berlin. The Railway and the Reconstructed City, 1945–1990‘. Sie erforscht, wie die städtische Eisenbahninfrastruktur zur Konstituierung des staatlich-städtischen Raums in Berlin während des Kalten Krieges beitrug und geht dabei von der These aus, dass im Kalten Krieg mithilfe der Nahverkehrssysteme ideologisch um den Raum gekämpft wurde (Space Wars). Die von der DDR kontrollierte S-Bahn wurde ebenso instrumentalisiert wie die in West-Berlin aufgewertete U-Bahn.
Die Preisverleihung wird verbunden mit einer Podiumsdiskussion zum Kalten Krieg auf Schienen. Anlässlich des 100-jährigen S-Bahn Jubiläums 2024 diskutieren Matthias Arndt von der S-Bahn Berlin GmbH, Prof. Dr. Christoph Bernhardt vom Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung, Joachim Breuninger als Direktor und Vorstand der Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin zusammen mit der Preisträgerin. Das Gespräch wird moderiert von Dr. Michael Bienert (Vorstandsmitglied der Kommission und Leiter der Sektion für die Geschichte Berlins).
Die Veranstaltung findet am 29. Oktober um 16 Uhr im Konferenzraum 1 der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (Jägerstraße 22/23, 10117 Berlin) statt. Das Programm finden Sie hier.
25. Oktober 2024 – Vorstandssitzung
Die Herbstsitzung des Vorstands der Historischen Kommission findet am 25. Oktober 2024 um 14 Uhr im Vortragssaal des Mittelhofs in Berlin-Nikolassee statt.
28 I HiKoPod I Anthropologische Netzwerke und koloniale Spuren in Berlin – Mit Lydia Bucher
Das Thema Kolonialismus und koloniales Erbe wird aktuell breit in der Gesellschaft diskutiert. Die Nachwirkungen kolonialer Vergangenheit sind bis heute sichtbar, insbesondere in Berlin, wo viele Waren- und Wissensströme des damaligen deutschen Kolonialreichs zusammenliefen. Wer aber waren die Personen, Institutionen und Netzwerke, durch die sowohl Objekte aus den als auch Informationen über die Kolonien gesammelt und ausgetauscht wurden?
An dieser kolonialen Schnittstelle nahmen die sogenannten Anthropologischen Gesellschaften, die sich im 19. Jahrhundert überall in Europa gründeten, eine besondere Stellung ein. Wichtigste Vertreterin in Deutschland war die ‚Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte (BGAEU)‘, die durch Expeditionen, Vorträge und Korrespondenz mit ausländischen Wissenschaftlern maßgeblich am Austausch zwischen kolonialen Institutionen und Berliner Stadtgesellschaft beteiligt war.
Im Gespräch mit Jannes Bergmann schildert Lydia Bucher, die 2023 für ihre Forschungen den HiKo_21 – Nachwuchspreis erhielt, wie die BGAEU durch ihre Aktivitäten zu einem integralen Bestandteil des kolonialen Herrschaftsapparates des Deutschen Kaiserreiches wurde. Die Verwendung neuer wissenschaftlicher Methoden kommt dabei ebenso zur Sprache wie der internationale Wissenstransfer. Hören Sie rein – https://hikopod.podigee.io/28-anthropologie
27. September 2024 – Grundwissenschaftlicher Workshop des Arbeitskreises Vormoderne (HiKo_21)
Sie studieren Geschichtswissenschaft beziehungsweise historische Kulturwissenschaft? Sie bereiten gerade Ihre Abschlussarbeit oder Dissertation in einem dieser Fächer vor und für Ihre Forschungen möchten Sie archivalische Quellen auswerten? Aber Sie wissen nicht wie?
Dann sind Sie bei uns genau richtig: Wir bieten einen grundwissenschaftlichen Workshop an, in dem Sie lernen, zu transkribieren und digitale Hilfsmittel zu nutzen. Sie erhalten in kürzester Zeit paläografische Grundkenntnisse und Hinweise auf einschlägige Literatur zum Selbststudium sowie Schrifttafeln, um mittelalterliche und frühneuzeitliche Quellen zu entschlüsseln.
Das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz (GStA PK) veranstaltet gemeinsam mit der Historischen Kommission zu Berlin diesen Grundkurs; Expert*innen der Mediävistik sowie der Frühen Neuzeit geben Ihnen erste Starthilfen und Einblicke. An ausgewählten Archivalien werden Ihnen Grundfähigkeiten zur Lektüre von mittelalterlichen Urkunden und frühneuzeitlichen Akten vermittelt.
Wir freuen uns auf Ihr Interesse und über Ihre Anmeldung bis zum 15. September 2024 unter info(at)hiko-berlin.de. Wir bitten um Verständnis dafür, dass die Teilnehmerzahl auf maximal 20 Personen begrenzt sein wird, um einen größtmöglichen Lerneffekt zu erzielen.
Das ausführliche Programm finden Sie hier.
15. September 2024 – Fristende zur Einreichung eines Papers – Schloßplatz und Breite Straße – Ein wissenschaftliches Kolloquium
Der Schloßplatz und die Breite Straße in Berlin waren über mehrere Jahrhunderte hinweg die repräsentativsten Orte Berlins. Doch deren stadthistorische Bedeutung lässt sich heute – jenseits des Humboldt Forums – kaum noch erahnen. Hier spiegelten sich in multifunktionaler Einheit die vielfältigen ökonomischen, kulturellen und personellen Anforderungen der Residenz wider, die zugleich auf die Stadt und ihre Bürger*innen ausstrahlten. Diese Geschichte zu beleuchten, ist das Ziel des Kolloquiums, das am 23. Mai 2025 stattfinden wird.
Den ausführlichen CfP finden Sie hier.
Wir freuen uns auf Ihre Bewerbungen bis zum 15. September 2024.
27 I HiKoPod I Berlin wird Metropole. Die Entstehung von Groß-Berlin 1920 – Mit Oliver Gaida
Berlin ist heute mit 3,9 Millionen Einwohnern und einer Fläche von fast 900 Quadratkilometern eine pulsierende Metropole von Weltrang. In dieser Form existiert sie allerdings erst seit gut 100 Jahren. Das sogenannte Groß-Berlin-Gesetz ließ 1920 mit dem Zusammenschluss von acht selbstständigen Städten, 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirken die deutsche Hauptstadt quasi über Nacht zur flächenmäßig zweitgrößten Stadt der Welt werden und legte den Grundstein für Berlins Entwicklung zur Weltstadt im 20. Jahrhundert.
Zum 100-jährigen Jubiläum des Groß-Berlin-Gesetzes 2020 veranstaltete das Nachwuchsnetzwerk der Historischen Kommission zu Berlin eine Tagung zu diesem bedeutenden, lange Zeit aber wenig beachteten Ereignis. Der kürzlich dazu erschienene Sammelband ‚Groß-Berlin – ein großer Wurf?‘ versammelt Beiträge zu ganz unterschiedlichen Aspekten zur Entstehung der neuen Einheitsgemeinde.
Im Gespräch mit Jannes Bergmann erklärt Oliver Gaida, einer der Herausgeber, welche Überlegungen dazu geführt haben, einen neuen Blick auf das Groß-Berlin-Gesetz zu werfen, und welche Perspektiven bisher eher wenig Aufmerksamkeit in der Forschung gefunden haben. Er schildert den langen Entwicklungsprozess bis 1920, wer Gegner und Befürworter der Reform waren sowie die letztendlich für die Umsetzung nötigen Bedingungen. Schließlich erläutert er die Auswirkungen der neuen, vergrößerten Metropole Berlin für die Menschen damals wie heute. Hören Sie rein – https://hikopod.podigee.io/27-gross-berlin