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  • | Berlin

    Ein Werkstattbericht zur Edition der Lageberichte der Geheimen Staatspolizei über die Reichshauptstadt Berlin

    Die Gründung des Geheimen Staatspolizeiamts (Gestapa) im März 1933 zählte zu den ersten Maßnahmen des nationalsozialistischen Regimes zur Beobachtung und Verfolgung seiner Gegnerinnen und Gegner in Preußen. ‚Geheim‘ war die Gestapo allerdings nur dem Namen nach, denn es wurde bewusst dafür gesorgt, dass ihre Existenz allgemein bekannt war. Dies schürte Angst in der Bevölkerung, gleichzeitig denunzierten viele Menschen ihre Nachbarinnen und Kollegen bei der Gestapo. Gestapoangehörige fassten die Informationen über die Stimmung in der Bevölkerung und über Widerstandsakte gegen die NS-Herrschaft monatlich in Lageberichten zusammen und legten diese der politischen Führung vor. Unter Beobachtung standen vor allem die politische Opposition von der KPD bis hin zu rechtskonservativen Kreisen, die jüdische Bevölkerung, die christlichen Kirchen und außerkirchliche Glaubensgemeinschaften.

    Die Lageberichte der Gestapo und die Berichte des Polizeipräsidenten über die Reichshauptstadt Berlin liegen für die Zeit von 1933 bis 1936 vor. Sie sind eine zentrale Quelle für die Forschung, weil sie die Reaktionen der Bevölkerung auf die Maßnahmen des NS-Regimes in seiner Frühphase aus der Binnenperspektive der Polizei wiedergeben. Die Berichte, die in verschiedenen Archiven und teilweise nur fragmentiert überliefert sind, werden in der Quellenedition erstmals systematisch erschlossen. Kritisch kommentiert und mit einführenden Erläuterungen versehen, werden sie einer größeren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Drittmittelprojekt wird finanziert von der Fritz Thyssen Stiftung für Wissenschaftsförderung.

    Dr. Paula Oppermann stellte im Werkstattbericht erste Ergebnisse der Arbeit an der Quellenedition vor. Anschließend diskutierte sie mit Prof. Dr. Michael Wildt über das Potential, das die Berichte für die Forschung besitzen, welche Herausforderung diese Quellengattung mit sich bringt und wie die Quellenedition zum Beispiel in der Bildungsarbeit eingesetzt werden kann.

    Das Programm finden Sie hier.

  • | YouTube

    Berlin als Laboratorium der Moderne: Das gilt nicht nur für das Berlin der Weimarer Republik, sondern ebenso für das der Kaiserzeit. Neue Industrien und Vergnügungen, rasantes Wachstum der Stadt, provokante kulturelle Avantgarden, Infragestellung von Geschlechterrollen – all dies stand in scharfem Kontrast zum Konservatismus der wilhelminischen Eliten. Inwieweit der Einzug der Moderne in Berlin durch die koloniale Expansion des Kaiserreichs forciert wurde, ist bislang kaum untersucht worden. Dies gilt umso mehr für frühere materielle und immaterielle Verflechtungen der Stadt mit kolonialisierten Räumen. Seit dem 18. Jahrhundert gelangten von den Seehäfen über die märkischen Kanäle immer mehr Rohstoffe, Heilpflanzen und Genussmittel (wie Tabak) aus Kolonialräumen ins konsumierende Berlin. Damit durchdrangen koloniale Fantasien und Sehnsüchte alle Sphären der Stadt. Ab den 1880er-Jahren sorgte das Kaiserreich für ‚eigene‘ koloniale Gebiete. Die Spekulationen Berliner Investoren, das Kalkül der EDEKA-Gründer und die Treptower Kolonialausstellung gestalteten den Berliner Stadtraum um. In dem Raum enthaltene Selbst- und Fremdbilder offenbarten sich durch die Kolonialfotografie, zeigten sich in der ersten ‚schwulen‘ Zeitschrift der Welt sowie in den Sammlungen des Museums für Völkerkunde. Im Mittelpunkt der Tagung standen Akteur*innen sowie Zeugnisse in Berlin und den Kolonien, wo meist erzwungene Arbeit der einheimischen Bevölkerung zentrale Voraussetzung für den Aufstieg Berlins war.

    In diesem Zusammenhang präsentieren wir Ihnen die Tagungsvideos der Veranstaltung vom 28/29. September 2023.

  • | HiKoPod

    Eine Jüdin, die andere Juden an die Gestapo verrät, die Ambivalenzen von Täter und Opfer in der NS-Zeit und die Problematik mangelnder Quellenkritik bei historischen Verfilmungen – dies alles vereint der neue Film ‚Stella. Ein Leben‘ (D 2023). Basierend auf wahren Begebenheiten folgt er dem Leben von Stella Goldschlag, einer deutschen Jüdin, die im Berlin der 1940er-Jahre lebt und als sogenannte ‚Greiferin‘ selbst andere Juden an die Gestapo verrät, um sich und ihre Familie vor der Deportation zu schützen. Dafür wurde sie später zweimal vor Gericht gestellt und zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Ihre außergewöhnliche Lebensgeschichte wurde vielfach rezipiert und sorgt bis heute immer wieder für Kontroversen.

    Im Podcast gibt der Antisemitismus-Forscher Philipp Dinkelaker Einblicke in die historischen Hintergründe des Films und die besonderen Umstände, die zu Stella Goldschlags Schicksal beigetragen haben. Er analysiert die zugrunde liegenden Quellen sowie deren Spezifika und zeigt auf, wie deren unreflektierte Verwendung zur Fortschreibung problematischer Narrative führen kann. Die Täter-Opfer-Perspektiven des Films werden genauer beleuchtet und hinterfragt, ob die Umsetzung auf der Leinwand gelungen ist und der Film den eigenen Ansprüchen gerecht wird. Hören Sie rein – https://hikopod.podigee.io/22-stella_film.