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Gangolf Hübinger

Das Berlin Max Webers

Laudatio zur Berliner Gedenktafel für Max Weber aus Anlass seines hundertsten Todestages

Berlin ehrt mit dieser Tafel einen der bedeutendsten Gelehrten der Moderne, den viele wissenschaftliche Disziplinen bis heute zu ihren Klassikern zählen und der weltweit übersetzt und gelesen wird.

Max Weber wurde am 21. April 1864 in Erfurt geboren. Er starb am 14. Juni 1920 in München-Schwabing an Lungenentzündung und Herzversagen. In Berlin würdigte ihn schon am Folgetag die Vossische Zeitung als einen der bedeutendsten und charaktervollsten Gelehrten seiner Epoche. Irrtümlich reklamierte die ›Vossische‹ sogar den Geburtsort für Berlin. Aber erst nachdem Vater Max Weber senior 1869 zum besoldeten Berliner Stadtrat gewählt worden war, wechselte die Familie nach Berlin. 1872 folgte sie dem großbürgerlichen ›Zug nach Westen‹ und bezog in Charlottenburg ein eigenes Haus in der Leibnizstraße 19. In der nach der Mutter benannten ›Villa Helene‹ verbrachte Max junior 21 prägende Jahre seines Lebens bis zu seiner Heirat im September 1893.

Auf Anregung von Dr. Enrico Brissa (Leiter des Protokolls beim Deutschen Bundestag) ist zu Webers hundertstem Todestag am Haus der heutigen Leibnizstraße 21 in Berlin-Charlottenburg, dem Ort der ehemaligen Weberschen ›Villa Helene‹, eine Berliner Gedenktafel angebracht worden. Damit fügt sich diese Tafel ein in das Berliner Gedenktafelprogramm des Landes Berlin, das von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa getragen wird; die Finanzierung der Tafel übernahm die GASAG AG. Organisatorisch betreut wurde die Tafel von der Historischen Kommission zu Berlin.

Die Inschrift der Tafel lautet:

Eine Jugend in Charlottenburg

Vater Max Weber senior zählte zur liberalen politischen Elite in Berlin und Preußen, zum sogenannten ›Tiergartenfreisinn‹. Das Amt des Stadtrates in der professionalisierten Verwaltung einer Metropole, die gerade die Millionengrenze überschritt, bekleidete er bis 1893. Für die Nationalliberale Partei gehörte Weber senior sowohl dem Preußischen Abgeordnetenhaus als auch dem Deutschen Reichstag an. Er führte in der Charlottenburger Villa ein offenes Haus mit regelmäßigen Abendgesellschaften. Hier verkehrte die Prominenz aus Politik und Wissenschaften, darunter Oberbürgermeister Arthur Hobrecht und der Historiker Heinrich von Treitschke, dessen kathederpolitische Vorlesungen stadtöffentliche Ereignisse waren. 1885 ließ Stadtrat Weber das Haus großzügig ausbauen. Das wiederum missfiel Ehefrau Helene Weber, die als asketische Protestantin das Geld lieber für sozialkaritative Zwecke verwandt hätte.

Helene Weber, geborene Fallenstein, verfügte über ein beträchtliches Vermögen, das einen solchen Lebensstil ermöglichte und später auch ihrem Sohn Max nach dessen schwerer psychosomatischen Erkrankung bis zum Ende des Ersten Weltkrieges eine sorgenfreie Existenz als Privatgelehrter sichern half. Von der ›Villa Helene‹ aus arbeitete sie mit am Aufbau des sogenannten ›Charlottenburger Systems‹ praktischer Sozialfürsorge. 1903 wurde sie mit beratender Stimme und 1907 mit vollem Stimmrecht in die Armendirektion der Charlottenburger Stadtverwaltung aufgenommen.

Vom Vater her erhielt Max junior somit frühe Einblicke in die Eigendynamik einer modernen Parteipolitik. Über den Familienzweig der Mutter nahm er die Werthaltungen des südwestdeutschen Liberalismus und Kulturprotestantismus in sich auf.

Die Schulzeit verbrachte Max Weber von der Unter-Sexta bis zum Abitur Ostern 1882 am Kaiserin-Augusta-Gymnasium. Die Charlottenburger Lehranstalt stand in einer reformpädagogischen Tradition und besaß als humanistisches Gymnasium einen Schwerpunkt auf den alten Sprachen. Viele Briefe an Eltern und Verwandte übermitteln das Bild eines wissensdurstigen, ehrgeizigen, aber auch altklugen Schülers. Als Zwölfjähriger ließ er sich aus den Bibliotheken befreundeter Familien mit Herder, Machiavelli oder Luther versorgen. Mit vierzehn verschlang er Theodor Mommsen, wünschte sich zum Geburtstag einen vier Finger dicken Band Geschlechtstafeln über aller Herren Länder und disputierte mit Vetter Fritz Baumgarten über die Beeinflußung eines Menschen durch Bücherlesen.

Im Anschluss an das Abitur begann Max Weber ein juristisches Studium in Heidelberg, ergänzt durch Veranstaltungen in Nationalökonomie, Geschichte und Philosophie. Nach seiner Militärzeit als Einjährig-Freiwilliger mit Ausbildung zum Reserveoffizier in Straßburg setzte er das Studium in Berlin und Göttingen fort mit einem Schwerpunkt auf Staats- und Verwaltungsrecht, Völkerrecht, Privat- und Handelsrecht. Mit dem mündlichen Examen im Mai 1886 am Oberlandesgericht Celle schloss Weber sein Studium erfolgreich ab. Es folgte ein vierjähriges Rechtsreferendariat, das er im Oktober 1890 mit dem Assessorexamen beendete. In der Zeit dieser vierjährigen Wüstenpilgerfahrt durch preußische Gerichte wohnte er bei seinen Eltern in Charlottenburg. Es sind die Jahre, in denen er die Weichen zu ›Wissenschaft als Beruf‹ stellte.

Akademische und sozialpolitische Milieus

1889 legte Weber der Universität zu Berlin eine rechtshistorische und handelsrechtliche Dissertation zur ›Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter‹ vor. Betreut wurde die Studie vom Berliner Handelsrechtler Levin Goldschmidt. Es sind erste Ansätze, sich mit der Geschichte des europäischen Kapitalismus zu beschäftigen. Nach der Promotion zweifelte Weber zwar, ob er für den Docenten-Beruf überhaupt tauge, da man Wissenschaft nur bei Hingabe der ganzen Persönlichkeit betreiben kann. Aber die Weichen stellte er schon zwei Jahre später mit einer Habilitationsschrift zum Thema ›Die römische Agrargeschichte in ihrer Bedeutung für das Staats- und Privatrecht‹. Damit verlieh ihm die Juristische Fakultät die venia legendi für ›Handelsrecht und Römisches (Staats- und Privat-)Recht‹.

In den frühen 1890er-Jahren erfolgte der endgültige Durchbruch des Deutschen Reiches zu einem hoch entwickelten und dynamischen Industriestaat. Die Bevölkerungszahlen stiegen rapide an. Die Sozialistengesetze liefen endgültig aus. Bismarck trat zurück, und Kaiser Wilhelm II. begann sein ›persönliches Regiment‹. Die ›soziale Frage‹ moderner Industriegesellschaften rückte ins Zentrum von Politik und Wissenschaft und beherrschte vor allem in der Hauptstadt Berlin die intellektuellen und sozialreformerischen Debatten. Der junge Max Weber beteiligte sich daran mit wachsendem Engagement.

Seit 1887 schon gehörte Weber einem Kreis gleichaltriger Juristen, Nationalökonomen und Theologen an, der ›kleinen staatswissenschaftlichen Vereinigung‹ oder auch ›Donnerstag-Abend-Runde‹. Ab 1890 war ihm bis zu seinem Wegzug aus Berlin die regelmäßige Teilnahme mehr als nur ein geselliges Bedürfnis. Sie half ihm, seine Zukunftspläne zu klären. Er sei, so schrieb er Anfang 1891 seinem Onkel Hermann Baumgarten nach Straßburg, im Lauf der Zeit ungefähr zu 1/3 Nationalökonom geworden.

Ein wichtiges Forum erster sozialpolitischer Einmischungen bot ihm der 1890 gegründete ›Evangelisch-soziale Kongreß‹, an dessen Berliner Versammlungen er sogar mit Mutter Helene teilnahm. Weber unterstützte dort die jüngere Generation reformorientierter Pfarrer und lernte 1892 Friedrich Naumann kennen. Mit Naumann wird ihn eine lebenslange Freundschaft verbinden, die sich nicht zuletzt auf die liberale Parteipolitik vor und während des Ersten Weltkrieges auswirkte.

Noch wichtiger für Webers sozialwissenschaftliche und sozialpolitische Orientierung gestaltete sich die intensive Mitwirkung im ›Verein für Socialpolitik‹. Ziel des 1872 ins Leben gerufenen Vereins war es, die Transformation des jungen Nationalstaates in eine kapitalistische Industriegesellschaft wissenschaftlich zu begleiten. Mit einer viel beachteten Vereins-Enquete zur ›Lage der Landarbeiterschaft im ostelbischen Deutschland‹ erreichte Privatdozent Weber, bereits 1893 in den Hauptausschuss kooptiert zu werden. Im Richtungsstreit um eine konservative oder liberale Ausrichtung schloss er sich der jüngeren Generation um Lujo Brentano an. Der ›Verein für Socialpolitik‹ bildete den Ausgangspunkt für lebenslange Kontakte und Kontroversen. Namentlich mit Brentano und mit Werner Sombart stritt Weber immer wieder um die historische und theoretische Erkenntnis der allgemeinen Kulturbedeutung der kapitalistischen Entwicklung, was sich in seinem Werk nachhaltig niederschlug. Zugleich steckte Weber noch in seinen Berliner Jahren enorme Arbeitskraft in Gutachten zur Reform des Börsenverkehrs in Deutschland.

Ab Sommersemester 1892 – endlich – verdiente Max Weber eigenes Geld. Zuerst übernahm er die Lehrveranstaltungen des erkrankten Levin Goldschmidt. Im November 1893 wurde er dann zum besoldeten ›außerordentlichen Professor‹ an der Juristischen Fakultät in Berlin ernannt und kam mit Kolleggeldern auf gut 7.000 Mark Jahreseinkommen. Er galt inzwischen sowohl für die Jurisprudenz als auch für die Nationalökonomie gleichermaßen qualifiziert. Von den Berliner Vorlesungen zwischen 1892 und 1894, die unter anderem der ›Römischen Rechtsgeschichte‹ und dem ›Handels- und Seerecht‹ gewidmet waren, sind Manuskripte zu ›Agrarrecht und Agrargeschichte‹ überliefert, die im Rahmen der ›Max Weber-Gesamtausgabe‹ ediert wurden.

Inzwischen hatte Max Weber seine Cousine Marianne Schnitger geheiratet. Cousinenehen zählten im Wirtschafts- und Bildungsbürgertum zu den gängigen Heiratsmustern. Nach 21 Jahren verließ er die ›Villa Helene‹ und zog mit Ehefrau Marianne nach Berlin in den Siegmundshof 6 im Hansa-Viertel (Tiergarten).

Schon nach einem Jahr erfolgte der Ruf an die Universität Freiburg auf eine ordentliche Professur für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft. Es gab viele Anlässe, auch weiterhin nach Berlin zu kommen. Dann wohnte Weber in der ›Villa Helene‹ und schrieb zum Beispiel im März 1896 von dort: Merkwürdig gut bekommt einem doch die Berliner Luft, man ist nervös leistungsfähiger. Die nervöse Leistungsfähigkeit steigerte sich jedoch, nachdem Weber ein Jahr später den Ruf nach Heidelberg angenommen hatte, zu einer schweren psychosomatischen Erkrankung, in deren Folge er von 1903 bis 1918 als Privatgelehrter lebte. Der Erste Weltkrieg vernichtete das Familienvermögen, das ihm eine solche Privatgelehrtenexistenz ermöglicht hatte. Zum Sommer 1919, gerade als Berater der Reichsregierung von den Friedensverhandlungen aus Versailles zurückgekehrt, trat er im revolutionären München eine ordentliche Professur für ›Gesellschaftswissenschaft, Wirtschaftsgeschichte und Nationalökonomie‹ an. Hier starb Weber am 14. Juni 1920.

Helene Weber, die ein Jahr vorher verstorben war, bewohnte nach dem Tod ihres Gatten die ›Villa Helene‹ noch bis zum Herbst 1902 und bezog dann eine kleinere Wohnung in der nahe gelegenen Marchstraße 7F.

Jurist, Nationalökonom, Soziologe, Historiker

Max Weber war von seiner akademischen Ausbildung her Jurist, das machte ihn zeitlebens so begriffsstreng. Von Beruf war er Nationalökonom, der alle Kulturerscheinungen unter dem ›spezifischen Gesichtspunkt‹ ihrer ökonomischen Bedingtheit wie auch ihrer ökonomischen Relevanz erforschte. Die internationale ›academic community‹ kennt Weber besonders als Klassiker der Soziologie, zu deren ›Gründervätern‹ er gezählt wird. Zur Eigenart seines Denkstils gehört es, alle Themen sowohl in eine universalhistorische als auch in eine zeitdiagnostische Perspektive zu rücken, etwa den antiken mit dem modernen Kapitalismus zu konfrontieren.

An Klassiker richtet sich die Erwartung, durch ihre Lektüre die Probleme unserer Zivilisation besser zu verstehen. Für Max Weber trifft dies uneingeschränkt zu, denn er konfrontiert uns mit den Grundfragen des menschlichen Zusammenlebens in Geschichte und Gegenwart. In seinem weitgespannten Werk zu Wirtschaft, Religion und Politik zielte er stets auf die Wechselbeziehungen zwischen individueller Lebensführung und sozialen Lebensordnungen. Als die ›großen Kulturprobleme‹ seiner Zeit fixierte er die Entwicklungen und Verflechtungen von globalem Kapitalismus, imperialen Nationalstaaten und pluralisierten Massendemokratien. In weltgeschichtlicher Perspektive verglich er die Verbindungen von religiösen Wertüberzeugungen und wirtschaftlichem Handeln. In ihrer begriffsstrengen und typisierenden Methodik finden seine Schriften weltweit erhebliche Beachtung. Seine politischen Essays und Reden dokumentieren ein eingreifendes Denken, durch das Weber auf dem Kampfplatz der Gegenwartsprobleme die Einführung der Demokratie in Deutschland forderte. Webers Gesamtwerk, das jetzt in seinem hundertsten Todesjahr in einer textkritisch edierten und ausführlich kommentierten Gesamtausgabe in insgesamt 47 Bänden vorliegt, erweist ihn als einen Ordnungs-, Konflikt- und Freiheitsdenker von großer Originalität und Aktualität.

Das Berlin des animal politicum und Deutschlands demokratische Neuordnung

Der Berliner Althistoriker Theodor Mommsen, der sich als ›animal politicum‹ bezeichnete, hatte dem Kandidaten Max Weber in der Doktor-Disputation von 1889 heftig opponiert, am Ende aber verkündet: Wenn ich einmal in die Grube fahren muß, so würde ich keinem lieber sagen: ›Sohn, da hast Du meinen Speer, mein Arm wird mir zu schwer, als dem von mir hochgeschätzten Max Weber. Das ist mehr als eine Anekdote. Max Weber hat den Speer ergriffen und in vielem den Habitus des Gelehrtenpolitikers Mommsen übernommen. Mommsen und Weber teilten die Auffassung von der Wissenschaft als eigengesetzlicher Berufsarbeit und der Trennung von Wissenschaft und Politik. Gleichzeitig verband sich ihr universalgeschichtliches Denken stets mit einem zeitkritischen Engagement, auch Weber war entschieden ein ›animal politicum‹. Beider Engagement richtete sich auf die starke Nation im System der Weltmächte, auf das liberale England als positive Bezugsgesellschaft mit Weltökonomie und imperialistischer Weltpolitik, beide geißelten den Untertanengeist des deutschen Bürgertums, für den sie Bismarck verantwortlich machten.

Seit dem Kriegsjahr 1917 intervenierte Max Weber immer stärker in die öffentlichen Debatten um eine Reform der Reichsverfassung. In zahlreichen Zeitungsartikeln und Broschüren votierte er für Parlamentarisierung und Demokratisierung, bei Kriegsende noch für eine parlamentarische Monarchie, in der Revolutionsphase 1918/19 dann für eine plebiszitär-charismatische Führerdemokratie mit einem vom Volk direkt gewählten Reichspräsidenten. Hugo Preuß zog ihn im Dezember 1918 zu den Verfassungsberatungen im Reichsamt des Innern als einzigen Teilnehmer ohne amtliche Funktion hinzu. Webers Demokratietheorie vom volksgewählten Reichspräsidenten ist anschließend nur sehr abgeschwächt in die Weimarer Reichsverfassung übernommen worden. Stärker haben sich dort seine Vorstellungen vom föderativen Charakter der neuen Verfassung mit soviel Unitarismus als möglich niedergeschlagen.

An Berlin als Machtzentrum eines nach dem verlorenen Krieg im wirtschaftlichen Wiederaufbau befindlichen demokratischen und souveränen Nationalstaates richtete Weber hohe Erwartungen. In München traf er im Sommer 1919 auf Gewalt und Bürgerkrieg zwischen der kommunistischen Räteregierung und dem von Freikorps unterstützen Militär. In Berlin hatte sich nach den Wahlen zur Verfassunggebenden Deutschen Nationalversammlung die ›Weimarer Koalition‹ gebildet und den Sozialdemokraten Friedrich Ebert zum vorläufigen Reichspräsidenten gewählt. Ob Weber seine Ideen zu einer institutionell tragfähigen Neuordnung Deutschlands damit realisiert sah, muss offenbleiben. Jeder kennt seine Kurzformel aus ›Politik als Beruf‹: Für eine moderne Demokratie gebe es nur die Wahl: Führerdemokratie mit ›Maschine‹ oder führerlose Demokratie.

Darin steckt kein Freibrief für Populisten, schon gar nicht für Diktatoren. Von Weber führt kein Weg zu Hitler. Weber schiebt dem Übergang von einer demokratischen in eine autoritäre Herrschaft gleich zwei Riegel vor: zum einen machtvolle Parlamente mit profilierten Parteien. Zum zweiten ein gesellschaftliches Umfeld von frei agierenden Vereinen und einer kritischen Öffentlichkeit. Auf dem Kampfplatz der Gegenwartsprobleme müsse Ideen- und Interessenpluralität herrschen. Kämpferischer Pluralismus war für Weber ein Kulturwert.

Kurz vor seinem Tod hat sich Max Weber als Sohn der modernen europäischen Kulturwelt charakterisiert. ›Moderne‹, das waren für ihn die rapide Ausbreitung des globalen Kapitalismus, die tägliche Konfrontation gegensätzlicher religiöser Werte, politischer Ideen und wirtschaftlicher Interessen, die Entstehung von Massendemokratie und der staatlichen Leistungsverwaltung. Berlin hat ihm für diese ›großen Kulturprobleme‹ moderner Industriegesellschaften, an denen wir uns bis heute abarbeiten, einen ›weichenstellenden‹ Erfahrungsraum geboten.

Quellen- und Literaturverzeichnis

Alle Angaben zu Biografie und Werk Max Webers sind den folgenden Bänden der Max Weber-Gesamtausgabe [MWG] entnommen, die mit insgesamt 47 Bänden im Juni 2020 abgeschlossen worden ist:

Max Weber, Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter, Schriften 1889–1894, hrsg. von Gerhard Dilcher und Susanne Lepsius (MWG I/1), Tübingen 2008.

Max Weber, Die römische Agrargeschichte in ihrer Bedeutung für das Staats- und Privatrecht, 1891, hrsg. von Jürgen Deininger (MWG I/2), Tübingen 1986.

Max Weber, Die Lage der Landarbeiter im ostelbischen Deutschland, 1892, hrsg. von Martin Riesebrodt (MWG I/3), Tübingen 1984.

Max Weber, Landarbeiterfrage, Nationalstaat und Volkswirtschaftspolitik, Schriften und Reden 1892–1899, hrsg. von Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Rita Aldenhoff (MWG I/4), Tübingen 1993.

Max Weber, Börsenwesen, Schriften und Reden 1893–1898, hrsg. von Knut Borchardt in Zusammenarbeit mit Cornelia Meyer-Stoll (MWG I/5), Tübingen 1993.

Max Weber, Zur Politik im Weltkrieg, Schriften und Reden 1914–1918, hrsg. von Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Gangolf Hübinger (MWG I/15), Tübingen 1984.

Max Weber, Zur Neuordnung Deutschlands, Schriften und Reden 1918–1920, hrsg. von Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Wolfgang Schwentker (MWG I/16), Tübingen 1988.

Max Weber, Briefe 1875–1886, hrsg. von Gangolf Hübinger in Zusammenarbeit mit Thomas Gerhards und Uta Hinz (MWG II/1), Tübingen 2017.

Max Weber, Briefe 1887–1894, hrsg. von Rita Aldenhoff-Hübinger in Zusammenarbeit mit Thomas Gerhards und Sybille Oßwald-Bargende (MWG II/2), Tübingen 2017.

Max Weber, Agrarrecht, Agrargeschichte, Agrarpolitik. Vorlesungen 1894–1899, hrsg. von Rita Aldenhoff-Hübinger (MWG III/5), Tübingen 2008.

Max Weber, Allgemeine Staatslehre und Politik (Staatssoziologie). Mit- und Nachschriften 1920, hrsg. von Gangolf Hübinger in Zusammenarbeit mit Andreas Terwey (MWG III/7), Tübingen 2009.

Zum Autor

Gangolf Hübinger, Viadrina Senior Fellow am Center B/Orders in Motion und Prof. i.R. für Vergleichende Kulturgeschichte der Neuzeit an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Mitherausgeber der Max Weber-Gesamtausgabe [MWG].

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